22. Oktober 2018
Von Einem, der Auszog, den Lech kennenzulernen
Als ich im Frühjahr dieses Jahres mein Wohnsitz nach Landsberg am Lech verlegte, hat es schon eine Rolle gespielt dass in der Nähe ein Ruderrevier mit Ruderclub ist. Im Ruderclub Lech in Kaufering (RCLK) wurde ich freundlich aufgenommen, der eine oder andere RCLK´ler kannte mich sogar vom Regattabetrieb. So kam es, dass ich samt meinem Renneiner Moby Dick mein Ruderrevier auf den Lech-Stausee verlegte. Ein ziemlich anderes Rudern als auf der Olympia-Regattastrecke: Unterschiedliche Strömungen, Brückenpfeiler, Schlingpflanzen, Treibholz, Fischleinen und allerlei Vogelwelt auf die Rücksicht zu nehmen ist. Wenn man nichtsahnend in eine Gruppe von vor sich hin dösender Schwäne gerät, ist da plötzlich heftiges Geflatter! Der RCLK ist mehr Breitensport orientiert und die Kameraden besuchen andere Regatten als wir es in der Mastersgruppe der RGM in den letzten Jahren getan haben. So erruderten wir z.B. beim diesjährigen Prienathon am Chiemsee einen guten dritten Platz unter 20 Gig-Vierern. Auch die „Rose vom Wörthersee“, einer 16 km Skiffregatta am Wörthersee in Kärnten wird traditionell von einigen RCLK´lern besucht. Dieser Truppe schloss ich mich für die Rose 2018 an. Wir fuhren mit vier Einern in Richtung Klagenfurt an einem Herbstwochenende bei hervorragendem Wetter und entsprechenden Ruderbedingungen an den Wörther See.
Die Rose wird vom RV Albatros in Klagenfurt ausgerichtet. Der Start ist in Velden am westlichen Ende des Sees. Die Regatta verläuft in W-O-Richtung. Diesmal waren etwa 280 Einer gemeldet die alle vier Minuten, in einem nach Altersklassen sortierten Pool von 20 bis 40 Booten, gestartet werden. So ist gewährleistet, dass sich die Armada Richtung Osten auf dem See verteilt und die Kollisionsgefahr minimiert wird. Ich als Oldie (Altersklasse G) wurde im letzten Bootspool auf die Strecke geschickt.
Wichtig ist, keinen unnötigen Wegverlauf einzuschlagen, d.h. die einstudierten Peilpunkte sind eminent wichtig und hoffentlich nicht durch den Morgenebel unsichtbar. Im ersten Drittel mit einer Schlagzahl von 22 und leichtem Gegenwind gings dahin mit meinem Moby Dick. Schwierigkeiten bereiteten mir Seitenwellen von den Ausflugsdampern, also Rudern mit einer dritten räumlichen Dimension, was wir ja auf der Regattastrecke eher selten üben. Mich brachte das Schaukeln gleich zweimal zum völligen Stillstand. Ab der Mitte der Stecke wurde es total windstill und der See spiegelglatt. Optimale Bedingungen! Lange Schläge bei einer Frequenz von 22 bis 24 machten mir 500m-Zeiten zwischen 2:20 und 2:30 möglich, etwas über 12 Km/h. Den Turm auf dem Pyramidenkogel fest über dem Heck im Blick als Peilpunkt, kam ich nach ziemlich genau nach einer Stunde und zwanzig Minuten beim RV Albatros am östlichen Ende des Wörthersees im Ziel an. Ein tolles Erlebnis!
Die Besten legen diese Strecke in knapp über einer Stunde zurück. Aber auch unter den in diesem Jahr optimalen Bedingungen, ist die eine Stunde auch diesmal nicht gecknackt worden. Ein beachtliches Ergebnis legte unser neuer Ruderkamerad bei der RGM, Heimo Hinterer, als Sieger in der Altersklasse D hin mit einer Stunde und 10 Minuten, bei einer durchschnittlichen Frequenz von 28 Schlägen in der Minute, wie er mir sagte. Respekt! Auch Emanuelle Rousseau für die RGM rudernd, legte die Strecke in beachtlichen 1:28 zurück.
Motto der Rose vom Wörthersee ist „row your race“, rudere dein Rennen. Ein sehr treffender Slogan wie ich meine. Auf dem See ist man zwar in Sichtweite oder gar neben anderen Skiffs, aber letztendlich rudert man ganz allein und bei voller Konzentration beschäftigt mit sich selbst. Ich begreife Rudern als Mannschaftssport und so habe ich über die Jahre größeren Bootsgattungen als den Einer den Vorzug gegeben. Insofern war die Rose als Skiff Regatta ein gänzlich neues Erlebnis für mich. Im nächsten Jahr bin ich wieder dabei!
Frank Heidenhain