Am 19. September ging es nach Prien am Chiemsee zum „Prienathon“ – angereist wurde mit drei gesteuerten C-Gigdoppelvierern, von denen einer für die Rosenheimer Kameraden für eine Wanderfahrt ausgeliehen wurde. Auch wenn wir ihnen versehentlich nur 4 Skulls mitgebracht hatten – sie mussten sich nicht im Riemen-Vierer versuchen, sondern fanden bei den Priener Kameraden schnell passenden Ersatz und konnten sich sodann bald auf den Weg machen.

Auch die beiden anderen Boote, besetzt mit Kauferinger Mannschaften, wurden zügig am Ufer des Strandbades „Prienavera“ aufgeriggert und in den überraschend ruhigen Chiemsee eingesetzt.

Boot Nummer eins, besetzt mit Manfred Huber auf Schlag, dahinter Jan Hase, Christian Seifert, Thomas Schreiner und Steuermann Samuel Hase steuerte ebenso wie Boot zwei, besetzt mit Ingolf Wunderlich, Andrea Kistler, Anita und Michael Waidhauser und Steuermann Leonhard Landwehr hinaus zu einer Aufwärm-Runde. Schnell verloren wir uns jedoch im Getümmel von 27 teilnehmenden Booten aus den Augen – daher nun im Anschluss auch zwei getrennte Renn-Berichte.

Beeindruckende Kulisse am Start
Beeindruckende Kulisse am Start

Der Startphase des ersten Bootes verlief zwar etwas holprig, doch schnell fand sich unsere Mannschaft zusammen, wir kamen zunehmend besser in Schwung. Ein Boot nach dem anderen wurde von Manfred mit seinen wuchtigen Schlägen „niedergekämpft“, während langsam aber sicher das gesamte Hauptfeld in unseren Blickwinkel kam. (Waren wir vielleicht doch etwas zu schnell für diese Distanz?) Noch ein Boot, und nochmal eins. Dann, nach einem knappen Drittel, das Deggendorfer Boot mit Frank Darscheid, gesteuert von seiner Tochter Lea, diese mit einem Schlagzahlmesser auf dem Schoß (… die haben bestimmt eine ausgeklügelte Taktik für das Rennen!) In einem langen Fight, immer wieder prima in Takt gebracht durch die Rufe unseres Steuermanns Samuel, „streifte“ dieser unseren Gegner schließlich elegant an einer Tonne ab und nahmen ihnen dabei auch noch weitere 10 bis 20 Meter – während wir etwas ungläubig wahrnahmen, dass sich weder links noch rechts von uns die „Bläschenspur“ eines weiteren Bootes zeigte – wir hatten tatsächlich die Führung übernommen. Das war’s dann aber auch – es lag noch weit über die Hälfte der insgesamt 12 Kilometer vor uns. Nun folgte ein nervenaufreibender Krimi, an Spannung für uns nicht zu überbieten. Deggendorf greift an, Manfred hält dagegen, wir gehen mit – …das halten wir nie bis zum Ende durch… – Samy zählt (zunehmend heiser werdend) „10 Dicke“ ein – der Abstandsgewinn zu unseren Verfolgern: minimale ein bis zwei Meter, wenn überhaupt. So ging es hin und her, doch wir ließen uns die Führung nicht mehr nehmen. Nach dem letzten Bogen um die Herreninsel gab es eine (vielleicht aus Verzweiflung geborene?) Verwirrung, wie weit es denn nun noch bis zum Ziel sei – und wieder die Sorge: Brechen wir nicht doch noch ein? Wann zieht Deggendorf die Schlagzahl hoch und zum Schlussspurt an, wann sollen wir loslegen … wann … wann … Peng! Der Zielschuss. Für uns! Ein unbeschreibliches Gefühl, noch ein ungläubiger Blick über die Schulter – tatsächlich, kein anderes Boot da. Händeschütteln, Schulterklopfen – in 51:19 Minuten hatten wir die 12 Kilometer bewältigt – laut Anitas Chronik die beste Zeit, die je ein Kauferinger Boot bei diesem Rennen gefahren ist.

Boot eins streckt sich ...
Boot eins streckt sich …

Gut, zugegeben – natürlich waren wir ein reines Männer-Boot. Und so kam es, dass wir uns nach der Bewertung von Frauen- und Altersbonus, die für ein faires und vergleichbares Wettkampfergebnis sorgt, zwei Booten aus Rosenheim und Würzburg geschlagen geben mussten. Doch auch mit einer errechneten Zeit von 48:48 Minuten waren wir mehr als stolze Dritte – das Gefühl, in einem Rennen mit 27 teilnehmenden Booten als Erster über die Ziellinie zu fahren, das nimmt einem so schnell keiner!

Stolze Dritte
Stolze Dritte

Auch unser zweites Boot hatte noch eine Überraschung parat (geschildert mit der Unterstützung von Andrea Kistler):

Mit Respekt vor der Strecke wurde auch hier zunächst ein eher verhaltenes Tempo angeschlagen, um sich dann, mit zunehmender Harmonie im Boot, gleichmäßig zu steigern. So fand man sich nach der Hälfte des Rennens ebenfalls auf Überholkurs und konnte mehr und mehr Boote stellen. Und, wie verhext, es fand sich ein hartnäckiger Verfolger, der kaum abzuschütteln war. Obwohl im Ansatz des Endspurts ein kreuzender Ausflugsdampfer unser Boot zu einer „Vollbremsung“ zwang und fast zum Stillstand brachte, konnten in letzter Minute nochmals alle Kräfte mobilisiert und der Gegner auf Distanz gehalten werden – der Erfolg: mit einer errechneten Zeit von 50:04 Minuten auf Platz 7 von 27 – nur 25 Sekunden hinter den Deggendorfern, die unserem andern Boot das Leben so schwer gemacht hatten.

Hart erkämpfter Zieleinlauf von Boot 2
Hart erkämpfter Zieleinlauf von Boot 2

Die größte Überraschung sollte jedoch noch im Rahmen der Siegerehrung folgen: Boot zwei erhält den Ehrenpreis für das „älteste Boot“! Das hätte nun wirklich keiner erwartet!

Reich bestückt mit großem Pokal und Siegestrophäen nahm eine Gruppe noch ein Bad im Chiemsee (der allerdings nur laut Anita noch über 20°C hatte), bevor es zum Mittagessen ging. Ein gemütlicher Nachmittag mit fröhlichem Geplauder und zufriedenem Nickerchen folgte – wir mussten ja noch auf die Wanderruderer aus Rosenheim warten – bevor wir unsere Sieger-Boote wieder Richtung Kaufering zogen.

Glücklich-erschöpfter Steuermann mit Pokal, fest im Griff
Glücklich-erschöpfter Steuermann mit Pokal, fest im Griff

P.S.: Samy, unser Steuermann mit inzwischen immerhin fast 300 Steuerkilometern, schaute mich gestern Abend nach dem Lesen des Artikels mit großen Augen an und meinte für ihn ungewöhnlich kleinlaut: “Echt? Ich wusste gar nicht, dass das Rudern für Euch so anstrengend ist …” :-))

Jan Hase