Anfang 2015 wurde Theis Hagemeister als größtes Talent und Ausnahme-Ruderer im Juniorenbereich des RCLK interviewt. Das war vor der Qualifikation für die Teilnahme an der Juniorenweltmeisterschaft in Rio. Diese hat damals nicht ganz geklappt.

Wie ist es bei Theis sportlich weitergegangen? Was haben die zwei Jahre (2016/2017) im Senioren-B-Bereich gebracht?

Einige Einblicke in seine Sportlerkarriere gab der Kauferinger Ruderer bei einem Gespräch im Ruderklub im vergangenen September:

Schon die Saison 2015 verlief für Theis trotz verpaßter WM-Chance recht positiv. Dank seines (auch) niederländischen Passes und durch Vermittlung des Würzburger Trainers Falko Kamphuis fand Theis Anschluss an die holländische Jugendnationalmannschaft. Dort trainierte er mit der Achtermannschaft, die in Rio Juniorenweltmeister wurde. Beim Coupe de la Jeunesse im ungarischen Szeged (im Team Holland II) und beim Basel Head ( im Weltmeisterboot) war er dann im U19-Achter erfolgreich.

2016, das erste Jahr als Senior B, brachte Theis weiter deutlich voran. Vor allem wenn man berücksichtigt, dass der Übergang von den Junioren zu den Senioren als besonders schwer gilt. Mit seinem Skullpartner Hans Roth vom Münchner Ruder und Segel Verein „Bayern“ errang er tolle Erfolge: So ein Sieg in Ottensheim/A im Senior-A-Doppelzweier gegen starke internationale Konkurrenz und die gesamte Österreichische Spitze.

Im A-Finale der Deutschen Meisterschaft stand trotz des Startes in einem Ersatzboot (BOOT MIT SCHADEN und widrige Bedingungen in der Vorbereitung) ein 4. Platz zu Buche. U.a. gegen Athleten wie Tim Ole Naske, der 2017 Jahr für den DRV das Finale der Ruder-Weltmeister-schaften in Saratoga/Florida erreichen sollte.

Bei Trainingslehrgänge und mit Starts auf Regatten in Holland blieb Theis 2016 im Blickfeld der dortigen Auswahltrainer. Sicher auch wegen doch zu geringer Präsenz vor Ort fand er aber für ein Auswahlboot der Holländer keine Berücksichtigung. Zwischen Kaufering und Amsterdam zu pendeln, ist für einen Schüler leider nicht dauernd machbar.

Das zweifellos überragende Ergebnis im Ruderjahr 2017 war der 2. Platz (U23) im Einer bei den Niederländischen Kleinbootmeisterschaften. Wesentlich dazu beigetragen hatte, so Theis, das Coaching durch einen international erfolgreichen Rudertrainer, zu dem er durch seine Trainingspartnerschaft mit dem MRSV fand. Theis meint, dass er dadurch seine Rudertechnik noch einmal deutlich präzisieren konnte. Er empfindet das Training selbst nun stärker als wichtige Motivation. Er kann „das Gefühl übers Wasser zu fliegen genießen“, erfährt Leistungssteigerung (auch z. B. auf dem Ergometer) als Erfolgserlebnis, das die damit verbundenen Anstregungen in der Hintergrund treten lässt.

Die weitere Wettkampfsaison 2017 entsprach so nicht Theis´ Vorstellungen. Eine Erkrankung brachte Trainingsrückstand und der hohe finanzielle und zeitliche Aufwand verhinderte Trainingsaktivitäten außerhalb Kauferings – zumal Theis parallel zum Sport auch das Fachabitur an der FOS Landsberg ablegte.

„So ganz nebenbei“ aber hielt Theis dann bei den Bayerischen Meisterschaften die Fahne des RCLK hoch: Dreimal stand er auf dem Siegertreppchen – im Einer, im Riemenvierer in Renngemeinschaft mit der RG München v.1972 und im Achter in Renngemeinschaft mit der RGM und dem Regensburger Ruder Club. Einen dreifachen bayerischen Meister im Seniorenbereich gab es bis hahin im RCLK noch nie!

Wie geht es nun weiter, wie sieht die persönliche und ruderische Perspektive für Theis aus, wie ist der Plan?

Für 2018 steht an erster Stelle ein guter Abschluss des Allgemeinen Abiturs. Das ist ein hoher Anspruch, zumal er auch weiter auf sehr hohem Niveau trainieren will! Theis´ Stichworte dazu sind klares Zeit- und Trainingsmanagement für ca. 600-800 Minuten Training in einer Standardwoche (in der Wettkampfvorbereitung und bei Trainingslehrgängen wird das bedeutend mehr), plus Schule mit Abivorbereitung, plus Arbeiten, um sich seinen Sport leisten zu können.

Dazu eine Zwischenfrage: Was heißt arbeiten?

Tatsächlich schafft Theis neben Schule und Sport noch als Aushilfe in einem Restaurant. Mit Nebenjobs hat er sich wesentlich auch seinen Traum von einem eigenen Renn-Einer von Empacher erfüllt. Rudersport ist eben leider einer, bei welchem man Geld mitbringen sollte und nicht verdienen kann. Und ein kleiner Verein wie der RCLK lebt fast aus-schließlich von Beiträgen seiner Mitglieder. Das macht es schwer, Ausnahmesportler angemessen zu unterstützen.

Dennoch wird Theis mindestens bis zu einem später angepeilten Studium dem RCLK die Treue halten.

Zurück zum Training: Z.Z. trainiert Theis nur zu einem kleinen Teil auf dem Wasser. Warum?

Zum einen wird ihm bescheinigt, dass er rudertechnisch auf hohem Niveau steht und motorisch/feinmotorisch recht begabt ist. Auch empfindet er beim Bootstraining auf dem Lech viele störende Faktoren, wodurch ihm zu wenig der direkte Fortschritt signalisiert wird. Das hängt auch damit zusammen, dass er im Club keinen wirklich starken Trainingspartner auf dem Wasser hat.

Das direkte Feedback „wie bringt mich das Training voran?“ ist ihm starke Motivation.

Die Themen „Wecken der Begeisterung für den Sport, Motivieren der jungen Sportler zum zielstrebigen Trainieren“ liegen Theis auch für den RCLK-Nachwuchs am Herzen. Schließlich hat er selbst hier seine ruderische Grundausbildung erfahren. Die Trainer müssen befähigt werden, die Kinder und Jugendlichen für den Sport zu begeistern. Begeistern für Freude an der eigenen Leistung, den Leistungsvergleich mit den Sportkameraden. Eine solche Atmosphäre zu schaffen, sieht er als vordringliche Aufgabe. Und: Nicht nur einfach Rudern zu lehren, sondern eine wirklich gute Rudertechnik zu vermitteln und dies als ständige Aufgabe zu sehen (damit s.o. „das Gefühl, über das Wasser zu fliegen“ erlebt werden kann. Die Faszination Rudern entsteht).

Theis wünscht sich für die Zukunft weiter die Wertschätzung seines Engagements für den Rudersport, seiner Leistungen, die er im Trikot des RCLK erbringt. Vielleicht auch mehr konkrete Unterstützung, z.B. den Erwerb von Hochleistungsskulls für seinen Einer oder eines modernen Rudergerätes, welches dann natürlich allen ambitionierten Sportlern zur Verfügung stünde.

Es bleibt, Theis Hagemeister alles Gute für ein super Abi und eine starke Rudersaison 2018 zu wünschen – damit er weiter zielstrebig seinen Weg zum „Ruderolymp!“ geht.

Ingolf Wunderlich